Bauernbräuche bei der Geburt in der Erdinger Gegend

Bauernbräuche bei der Geburt in der Erdinger Gegend

Ist ein Büblein zur Welt gekommen, so muß der Knecht um den Gevatter gehen; ist ein Mädchen da, dann holt die Dirn die Frau Gevatterin und da darf die Arbeit noch so „gnätig“ (dringend) sein, der Brauch wird doch eingehalten. Fürs Benachrichtigen erhält der Bote oder die Botin Mittagessen und in Geld 1 Mk. Als Taufgöd wird meist ein junger Bauer genommen, der im gleichen Jahr Hochzeit hielt. Heiraten z.B. in einer Pfarrei im gleichen Jahr zwei Bauernsöhne, und waren sie als „ledig“ etwas befreundet, so ist die Gevatterschaft schon fertig. Die Taufe ist gewöhnlich am zweiten Tage nach der Geburt. Sie findet regelmäßig in der Pfarrkirche statt, im strengen Winter mitunter auch in der Wohnung des Mesners (Lehrers). Der erste Bub erhält den Namen des Taufgevatters, das erste Mädchen den der Frau Gevatterin; der zweite Knabe den des Vaters, das zweite Dirnlein den der Mutter; das dritte Büblein den des Großvaters männl. Seite; das dritte Dirnlein den der Großmutter männlicher Seite; der vierte Sprößling den des Großvaters weiblicher Seite und das vierte Mädchen den der Großmutter weiblicher Seite. Geht dann die Reihe wie bei den Orgelpfeifen noch weiter, so kommen die Geschwister des Vaters und der Mutter abwechslungsweise dran, bis ScHluß ist. Sehr gern erhält ein Kind, „das mitten drin“ ist, den Namen des Kirchenpatrons oder der Patronin. 

Großartig ist das „Weisat“ drei Wochen nach der Geburt. Da kommen alle Geschwister des Bauern und der Bäuerin, oft 30 – 40 Personen an der Zahl, und da wird flott gegessen und getrunken und geht es äußerst fidel zu. Der Gevatter gibt als Patengeschenk meist ein neues 5-Markstück, und legts dem Täufling in Fließpapier eingewickelt unbemerkt in die Wiege; so tut auch die Gevatterin. Vor dem 5. Tage nach der Geburt darf niemand der Mutter des neuen Weltbürgers einen Besuch abstatten, sonst kriegt sie „s Fieber“. Kommt ein Basl nach dem 5. Tag, dann muß es ein neugelegtes „Hühnerei“ unbemerkt in die Wiege legen, dann bekommt das Kind keine „Fraisen“ (Gicht), wächst und gedeiht recht und schreit nicht viel. Ist der Göd oder das Godl 1/4 Jahr alt, kommen die Gevattersleute und bringen das „Godnschüssi“, die Buben kriegen ein Halbkrügl, die Mädeln eine schöne Kaffeetasse mit Silberlöffel. Beschenkt werden die Gödn und Godn meist bis zum 14. Lebensjahr, und zwar auf Allerheiligen mit einem Seelenwecken, auf Ostern mit 12 gefärbten Eiern.

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