Das Erdinger Moos

Ein charakeristischer Zug imm Antlitz der südbayerischen Hochfläche sind die vielen Moose oder Moorte. Namentlich rechts und links der Isar breiten sich zwei ausgedehte Moore aus. Anschließend an die Münchner Schotterebene zieht sich rechts der Isar das Erdinger Moos hin, es mißt 45 km in der Länge und 6 – 12 km in der Breite. Da sind unter den Erdkrumen harte Lettenschichten (Flinz), die das Wasser nicht durchsickern lassen. So bildete sich auf ihnen eine unterirdische STrömung, das Frundwasser. Weil nun die Oberfläche dort sehr vertieft ist, daß sie dem Grundwasserspiegel sehr nahe kommt, trat eine Erweichung und Übersättigung des Erdbodens ein.

 Wie im Schlaf versunken ruht still das einsame Moor. Seine braunroten Farbentöne und duftigen Linien geben der Landschaft einen zwar öden und etwas traurigen, doch keineswegs unschönen Anblick. Gerade das Unbeständige der Farben, das Zittern, Schimmern und Brüten, das zur Sommerszeit über der weiten Fläche ist, ja das scheinbar Endlose der Fläche selbst, verleihen dem Bilde etwas Rätselhaftes, beinahe Unergründliches. 

Und welcher Wechsel herrscht am Boden! Plätze, wo das hohe, starre Riedgras in Büscheln üppig aufgeschossen, wo das Wollgras, der Fieberklee und Sonnentau den Boden schmücken, wechseln mit Stellen, wo kaum eine schwache Moosdecke den sumpfigen Boden bekleidet. Mitunter steht das schmutzig-braune Wasser pfützenähnlich über dem Erdboden. Vereinzelt taucht aus der Strecke graugrünes Weidengebüsch auf. Hie und da haben auch ein paar Bäume, z.B. Birken und andere Wasserfreunde, den Versuch gemacht, sich anzusiedeln. Wo der Boden ein klein wenig erhöht und fester ist, auch etwas Sand führt, stehen die genügsamsten aller Bäume, Kiefern und Weiden. Und doch, man sieht es ihnen an, wie kümmerlich ihr Dasein ist. Kaum über doppelte Manneshöhe sind sie hinausgekommen. Zersaust, verkümmert und verkrüppelt recken sie ihr Geäst in die Höhe – wie verirrte, hilfesuchende Wanderer. Selten, daß sich ein Vogel erhebt und mit fröhlichem Liede über die Ebene schwingt. Noch seltener wird das Moor von menschlichen Ansiedlungen belebt. Mitunter kommt eine alte Torfhütte oder ein kleines, einsames Kolonistenhäuschen zum Vorschein. Etliche Männer und Frauen stechen wortlos den schwarzen, speckigen Rasen in Ziegelsteinform aus. Dann wird er in Haufen geschichtet, getrocknet und später als Brennmaterial verkauft.

Quelle: Bayrisch Land und Volk in Wort und Bild

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