Geschichten zur Mooskultivierung

Wie mühsam damals noch die Bearbeitung des Mooses war, spricht eine Klage des Pfarrers A. Naaten vom Jahre 1797 aus: „Das Heu muß mühsam aus dem Wasser gezogen werden, da nirgends Gräben und Abzugskanäle sind“. Ganze Wochen plagten sich die Bauern und erzielten wenig. So schreibt der aus der Gegend kommende Josef Burgholzer, Registrator in München, 1795: „Eine Stunde entfernt schleppen sich die Leute im Moose herum und kehren am Samstag abends hinkend und krumm nachhause zurück, um am Sonntage mit Müh die Erinnerung zu fassen, daß auch sie Menschen seien, zur Freude Gottes erschaffen.“

Aber als um 1800 herum die Moosgrundverteilung begann, hatten die Leute mehr Interesse, etwas zur Verbesserung zu tun, Gräben und Kanäle zu ziehen, Erde zu fahren und die Wege zu verbessern. Heute schaut es natürlich ganz anders aus: wo früher Wildnis war, sind heute ertragreiche Wiesen und Äcker. 1804 wurde das Gemeindeholz verteilt, die Methmühle erhielt 8,44 Tgw (nach späterer Vermessung waren es 8,35 Tgw.). Bei der Methmühle finden wir in der Folge zahlreiche Moosteile.

Im Jahr 1809 war am 14. April in dieser Gegend eine ungewöhnliche Naturerscheinung zu sehen: eine Wasserhose, welche viel Verwirrung anrichtete.

Der damals herrschende Krieg spielte sich gottseidank mehr an der Donau ab (Schlacht bei Abensberg 20.4., bei Eggmühl 22.4.). Aber natürlich wurde auch unsere Gegend wieder durch Lieferungen etc. in Mitleidenschaft gezogen. Weihnachten 1810 herrschte ein gewaltiger Sturmwind und am 30.6.1813 ein starkes Unwetter. Beide richteten in der Gegend katastrophalen Schaden an, wie auch am 23.7.1815 ein totaler Hagelschlag, „wie er seit 60 Jahren nicht vorgekommen“. Ein Jahr darauf erzeugte andauerndes schlechtes Wetter Mißwuchs und damit 1817 eine große Teuerung. Die Getreidepreise überstiegen noch die Teuerung von 1772, hauptsächlich durch die spekulative Zurückhaltung des Getreides.


 

Aus der Zeit der Mooskultivierung ist folgende Geschichte aus der Freisinger Gegend bekannt („durch Schaden wird man klug“)

 Anno 1763 gab der Fürstbischof von Freising die Anregung, einen Teil des Mooses urbar zu machen, das heißt, in brauchbares Ackerland ·u verwandeln. Eine kleine Gesellschaft unternehmunglustiger Bürger und Bauern nahm die Sache auch gleich eifrig in Angriff. Die Leute zogen Gräben durchs Moos, leiteten das Wasser ab, lockerten den Boden, teilten ihn in Flächen ein und säten. Endlich legten sie noch feste Zäune an, um das gewonnene Feld vor dem Wild zu schützen.

 Nun schien alles gut und man hätte mit frohem Hoffen der Ernte entgegenschauen können, wenn es nur nicht allzeit Leute gäbe, welche jeder Neuerung todfeind sind. Diese Unvernünftigen erblickten in der Urbarmachung des Mooses eine Beschränkung ihrer Weiderechte. Seit uralter Zeit trieben nämlich die Freisinger ihr Vieh ins Moos auf die Weide. Die Törichten schrieen also: Der Weideplatz darf nicht verkleinert werden. Eines Tages rottete sich eine Schar derselben zusammen und rüstete sich mit Sensen und Drischeln aus. Mit dem Losungsschrei: Ins Feld, ins Feld! zogen die Unvernünftigen mooswärts. Die fürstbischöfliche Grenadierkompanie, welche zum Schutze der Arbeitenden in Eile angerückt war, vermochte der wütenden Menge nicht zu widerstehen. Als die Wahnwitzigen anfingen, mit den Sensen nach den Kopfzierden der Leibgarde zu mähen, zog sich diese schleunigst zurück. Jubelnd füllte nun die Rotte die Gräben auf und verwüstete das Feld aufs Gründlichste. Befriedigt kehrte sie dann von ihrer Heldentat heimwärts. Ja, den Neuerern, die da versucht hatten, aus dem Moosboden Getreide zu ziehen, gaben die Unverständigen bei jeder schicklichen und unschicklichen Gelegenheit den Spottnamen „Moosschlucker“ zu hören.- Da kam das Notjahr 1771. Das Getreide ging aus.

 Der Kurfürst Max von Bayern ordnete gegen alle angrenzenden Gebiete die Getreidesperre an, d.h. er befahl aus Fürsorge für seine eigenen Landeskinder, daß kein Körnlein Weizen oder Korn aus seinem Lande über die Grenze verkauft werden durfte. Jetzt gab es großen Jammer. Die Leute mußten um teures Feld Getreide aus Tirol und dem Welschlande (Italien) kommen lassen. Mit dem Brot in die Mägen kam gottlob noch etwas – in die Köpfe: die Einsicht. Die Spötter gaben kleinlaut bei. Viele derselben zogen nun selbst mit hinaus ins Moos, um die Gräben wieder zu erneuern, den Boden zu richten, zu säen und die Umzäunung wieder herzustellen. Das Volk, das vor wenigen Jahren die Fluren zerstört hatte, betete jetzt inbrünstig um deren Wachstum und Gedeihen. Diese Wandlung hatte einzig der Hunger bewirkt. 


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