Die Bluttat von Erfurt ist noch nicht vergessen.
Um so wichtiger ist es, die möglichen Lehren daraus zu ziehen.
Was für das Zusammenleben der Menschen insgesamt gilt, hat auch für die Schule seine Richtigkeit: ohne Konflikte geht es nicht. Aber es gibt Kulturtechniken, die es ermöglichen, die Konflikte gesittet und vor allem gewaltfrei auszutragen.
Der Schule kommt beim Erlernen und Einüben dieser Techniken eine wachsende Bedeutung zu, weil die Familien immer weniger Erziehungsarbeit leisten – so jedenfalls die Erkenntnis aus einem Bericht des Kultusministeriums vor dem Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport des Bayerischen Landtags.
Für viele Kinder, vor allem für die große Zahl von Einzelkindern, sei die Schule oft der einzige Ort, wo sie mit den grundlegenden Regeln des Zusammenlebens konfrontiert würden. ”Das Abstecken persönlicher Freiräume,”, so der Bericht weiter, ”das Erfahren von Grenzen des eigenen Handlungsspielraums, das Wahrnehmen der Bedürfnisse anderer und das Zurücknehmen eigener Interessen, schließlich das gewaltfreie Austragen von Konflikten sind soziale Kompetenzen, die nicht selten nur noch in der Schule vermittelt werden.” Allerdings geht das nicht völlig problemlos. Zum einen kann die Schule die Familie nicht ersetzen, zum anderen widerspricht der Katalog jener ”sozialen Kompetenzen” diametral einem weit verbreiteten Zeitgeist, der Emanzipation und Lustprinzip predigt.
Daher hat die Schule manchmal bereits Schwierigkeiten, ein erstes Teilziel zu erreichen, nämlich einen Erziehungskonsens. Doch ohne eine Einigung von Schulleitung und Lehrkräften über die erzieherischen Ziele und Vorgehensweisen kann sie ihren Auftrag nicht erfüllen. Zudem bedarf es einer Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern, die ihrerseits in den Erziehungskonsens einbezogen werden müssen. ”Mit den Eltern”, so die Absicht des Kultusministeriums, ”soll zunehmend über Fragen der Erziehung – über die Lebensziele, die Wertorientierung, Fragen der Konfliktlösung und der Gewalt- und Drogenprävention und insbesondere auch über den Umgang mit Medien – gesprochen werden.” Man hofft auf diese Weise, Problemfälle frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Hilfen anbieten zu können.
Breiten Raum auch in der öffentlichen Diskussion nimmt in diesem Zusammenhang das Thema, Medien ein.
Der Bayerische Landtag hat sich schon wiederholt mit dem Problem der Gewaltvideos befasst, wobei deren internationale Verfügbarkeit jeder gesetzgeberischen Maßnahme einen durchschlagenden Erfolg vorerst versagt.
Daher kommt auch hier der Vorbeugung ein besonderes Gewicht zu. Sie muss greifen, bevor Kinder oder Jugendliche überhaupt die Neigung zeigen, sich derlei Abscheulichkeiten anzusehen. Das, Kultusministerium betrachtet es als Aufgabe, eine Medienerziehung zu gewährleisten, ”die Wertorientierung, kritisches Wahrnehmungs- und Urteilsvermögen, Verantwortungsbewusstsein, Kommunikationsfähigkeit und schöpferische Kräfte von Kindern und Jugendlichen ausbildet und entfaltet”.