Man muss die Balance finden – Das Interview

 Gespräch mit dem Bundestagskandidaten der CSU für den Wahlkreis 215, Dr. Max Lehmer.

 Dr. Max Lehmer, 58-jänriger Agrarwissenschaftler, CSU-Gemeinderat in Neuching und technischer Leiter Landwirtschaft bei der BASF, will für den Wahlkreis 215, Erding/Ebersberg, in den Bundestag einziehen. Seine Schwerpunkte sieht er in der Familienpolitik, der Landwirtschaft und der Wirtschaft. Darüber hinaus gibt es in beiden Landkreisen drängende Probleme, vor allem im Verkehrsbereich. Über seine Meinung dazu sprach er mit unserem Redaktionsmitglied Anna Brückner.

Herr Dr. Lehmer, begreifen Sie sich als Heimatabgeordneter?

Lehmer: Heimatabgeordneter ist ein Begriff, den ich mehr mit dem Landtag verbinde. Aber ich fühle mich wirklich als Vertreter dieser Heimatregion, da zähle ich Ebersberg gleichermaßen hinzu. Die Landkreise haben sehr viel gemeinsam. Ich möchte den Bürgern das Gefühl vermitteln, dass da einer aus der Heimat ist, der für ihre Nöte da ist und sie so gut wie möglich vertritt.

Wie werden Sie es mit der Präsenz in den beiden Landkreisen halten?

Lehmer: Es ist wichtig, so oft wie möglich bei den Bürgern zu sein, das ist mein Ziel. Aber ich mach mir da keine Illusionen. Das liegt nicht am Wollen, sondern vor allem am Terminplan. In einem Parlamentsjahr gibt es an die 25 Wochen, an denen man verpflichtend in Berlin sein muss, die Wochenenden nicht eingerechnet. Das ist die halbe Zeit des Jahres.

           Trägt die Familie die Entscheidung mit? Ist sie stolz auf den Mann und Vater?

Lehmer: Ich hätte nicht ja gesagt, wenn meine Frau und meine überwiegend erwachsenen Kinder dieses Vorhaben nicht gut geheißen hätte. Auch unser Jüngster mit 14 Jahren findet das „supercool“.

Wie werden Sie Ihr Privatleben, gestalten, wenn Sie nach Berlin gehen?

Lehmer: Es wird Abstriche geben müssen. Das wissen aber alle Beteiligten und verstehen das. Das hab ich in den vergangenen Wochen gespürt.

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Dr. Max Lehmer: Die Interessenvertretung von Erding und Ebersberg erfodert keinen Spagat

Was werden Sie in der Bundeshauptstadt am meisten vermissen?

Lehmer: Ich werde vor allen Dingen die Nähe zu den, Menschen vermissen, zu den vielen Freunden, die wir in der Familie haben. Mir werden die vielen schönen Abende fehlen, das weiß ich sicher. – Aber es werden sich in Berlin hoffentlich auch Kontakte ergeben. Einige der 54 CSU-Abgeordneten in der Fraktion kenne ich bereits.

Was wollen Sie für die beiden Landkreise erreichen?.

Lehmer: Zunächst gilt es, auf Parteiebene die Ortsverbandsleute kennen zu lernen. Vor allem in Ebersberg, das ist jetzt vorrangig. Ich muss möglichst schnell die kommunalpolitischen Schwerpunkte erkennen. Vor allem die Probleme der Bevölkerung sind wichtig. Wie ich das in Berlin umsetze, dafür hab noch kein Rezept,ich fange erst an mit der Arbeit.

 

„Die Trasse ist zur Zeit politisch nicht verhandelbar“ Lehmer zur A 94

Aber ich werde einen Weg wählen, der den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Die Situation ist in vielen politischen Feldern so schwierig geworden, dass es wohl ohne schmerzliche Einschnitte nicht gehen wird. Aber wenn glaubwürdige Konzepte vorgelegt und die Lasten gerecht verteilt werden, verstehen es die Menschen auch.

Der jetzt für Ebersberg zuständige Abgeordnete Stephan Mayer aus Altötting hat das Chemiedreieck und Ebersberg vertreten, da waren die Interessen relativ gleich. Vor allem, was die A 94 betrifft.

Wie wollen Sie den Spagat schaffen, beide Landkreise zufrieden zu stellen?

Lehmer: Ich glaube nicht, dass da ein Spagat nötig ist, weil ich weiß, was eine überregionale Verkehrsanbindung bedeutet und dass beide Bereiche sie brauchen. Ob FTO, A 94 oder S-Bahn-Ringschluss. Ich war bei all diesen Planungen noch aktiv im Kreistag dabei. Nur bei dem Streitthema Trassenführung nicht mehr. Betroffene wird’s immer geben, bei jeder Trasse. Aber es ist populistisch, von einem neuen Abgeordneten zu verlangen, jetzt Stellung zu beziehen. Die Trasse ist politisch zurzeit nicht verhandelbar. Wenn sich das wieder ändert, muss ich die neuen Gesichtspunkte abwägen. Zunächst steht die Trasse Dorfen und wir müssen warten, wie die Verfahren weiter gehen. Ich hoffe, das zieht sich nicht zu sehr in die Länge.

Wo sehen sie Berührungspunkte bei den beiden Landkreisen?

Lehmer: Ebersberg und Erding haben als Spange um das Ballungszentrum München ziemlich homogene Voraussetzungen, wenig Divergenzen. Siedlungsdruck, Gewerbeansiedlung und damit die infrastrukturellen Maßnahmen sind unsere Probleme. Wir müssen raus aus den Ortschaften und die Menschen schnell dahin bringen, wo sie hin wollen und müssen – zu den Arbeitsplätzen und zu den überregionalen Anbindungen, in unserem Fall auch zum Flughafen.

Da kommen wir zum Problem Nachtflugregelung.

Lehmer: Hier muss man auf die berechtigten Belange der Leute Rücksicht nehmen. Es muss Ruhezeiten geben, da führt kein Weg vorbei. Nur, was ist die Kernzeit? Das ist immer die Balance zwischen dem wirtschaftlich Notwendigen und dem menschlich und umweltpolitisch Verträglichen. Das ist der Kompromiss, den man suchen muss. Um den Schutz der Bevölkerung in dem sensiblen Bereich Nachtruhe kommen wir nicht herum. Aber eine Patentlösung habe ich genau so wenig, wie andere. Die Leute fliegen immer mehr, und wenn mehr Fluggäste da sind, steigt notgedrungen die Belastung der Anwohner.

Da kommt natürlich das Thema dritte Startbahn.

Lehmer: Ich kann die Notwendigkeit im Moment nicht erkennen. Aber bei den beiden, vorhandenen wird irgendwann der Punkt erreicht sein, an dem nichts mehr geht. Wenn sich der Flughafen und die Attraktivität dieses Standortes so weiter entwickeln, dann kann man sich’s ausrechnen. Dass das zwangsläufig zu zusätzlichen Problemen führt, ist auch klar, das wird ein schweres Thema.

Gibt es für Sie zwingende Voraussetzungen, um einer dritten Startbahn zustimmen zu können?

Lehmer: Ich sehe als zwingende , Voraussetzung an, dass wir das erledigen müssen, was zur Eröffnung schon fertig sein sollte. So war das nämlich vereinbart. Die FTO, der S-Bahn-Ringschluss, die gesamte Erschließung des östlichen Raumes. Man kann nicht erweitern, wenn die ersten Hausaufgaben nicht gemacht worden sind. Bei der FTO sind wir Gott sei Dank, bei den beteiligten Gemeinden so weit, dass wir die Anbindung kriegen. Das Thema A 94 ist leider noch offen, das wird sich, fürchte ich, auch noch hinziehen. An der Schiene ist man jetzt dran. Bevor das nicht alles erledigt ist, kann es keine dritte Startbahn geben.

 

 

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